Das Medizinhistorische Museum der Warschauer Medizinischen Universität lädt alle Interessierte zur Ausstellung „1920-2020. 100 Jahre Lehre im Bereich der Inneren Medizin. Mściwój Semerau-Siemianowski: Vater der modernen Kardiologie“ ein.
Die Ausstellung findet am 13. Januar 2020 um 13 Uhr im Zentrum für Didaktik, ul. Trojdena 2a, im ersten Obergeschoss statt.
Die Schirmherrschaft über die Ausstellung übernimmt Prof. Dr. Mirosław Wielgoś, Präsident der Warschauer Medizinischen Universität.
Vor über 100 Jahren nahm Dr. Mściwój Semerau-Siemanowski zu Beginn des akademischen Jahres 1918/1919 die Stelle des wissenschaftlichen Assistenten bei Prof. Kazimierz Rzętkowski (1870-1924) in der Klinik für Innere Medizin II der Universität Warschau an. Die Klinik war Teil des Heiliger-Geist-Krankenhauses und befand sich in der Elektoralna-Straße. Dort entwickelte Mściwój Semerau-Siemanowski die Methoden zur körperlichen Untersuchung des Herz-Kreislauf-Systems und führte bei seiner Arbeit mit Patienten die relativ neuen, erst vor einigen Jahren entdeckten EKG-Untersuchungen durch. Obwohl er noch kein Dozent war, hielt er seit 1920 die ersten in der Geschichte der Universität Vorlesungen über körperliche Untersuchungen von Patienten, die an internistischen Erkrankungen litten.
30 Jahre später wird sich die Kardiologie von der Inneren Medizin unabhängig machen. Aber in den 1920er und 1930er Jahren des vergangenen Jahrhunderts legte Dr. Mściwój Semerau-Siemianowski erst das Fundament für die moderne Kardiologie und setzte die Arbeit auch nach dem Tod seines Lehrers und Vorgesetzten Prof. Rzętkowski fort.
Aus diesem Anlass feiern wir in diesem Jahr in unserer Alma Mater 100 Jahre Lehre im Bereich der Inneren Medizin und 100 Jahre Herz-Kreislauf-Forschung.
1922 veröffentlichte Mściwój Semerau-Siemianowski die Arbeit „Zur Funktion der eigenständig schlagenden Herzkammern beim Menschen. Eine pharmakologische und pathologisch-physiologische Studie“, die zur Grundlage seiner Habilitation wurde. Von diesem Zeitpunkt an durfte der junge Assistenzprofessor eigene Vorlesungen über Diagnostik und Therapie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen halten. Im akademischen Jahr 1924/25 gründete er die Station für Innere Medizin im neuen Heilliger-Łazarz-Krankenhaus in der Książęca-Straße und übernahm deren Leitung. Das war die erste Station in Polen, die auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen spezialisiert war und über eigene Räume für analytische, radiologische, elektrokardiographische und hämatologische Untersuchungen sowie über einen Raum für Messung des Grundumsatzes und einen für Tierversuche verfügte. Die Ausstattung der Räume wurde zum Teil von Mściwój Semerau-Siemianowski selbst finanziert.
Die Vorlesungen zur Inneren Medizin gab Mściwój Semerau-Siemianowski 1935 teilweise auf und widmete sich von nun an lediglich der Forschung im Bereich der Kardiologie. In den Jahren 1936-1938 leitete er die ersten in Polen zweiwöchigen Schulungen für Kardiologen. Seine Bestrebungen, Kardiologie als eine eigenständige Disziplin in Polen aufzubauen, wurden durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen. Die Idee griff er dann nach dem Krieg auf, als er nach Warschau 1949 zurückkehrte.
Am 15. Januar 2020 ist es genau 70 Jahre her, dass in der Klinik für Innere Medizin II der Universität Warschau die Sektion für Kardiologie im Rahmen der Gesellschaft Polnischer Internisten (TIP) gegründet wurde. Die Leitung der Sektion übernahm Prof. Mściwój Semerau-Siemianowski, den zweiten Vorsitz Jerzy Jakubowski, die Funktion des Sekretärs Dymitr Aleksandrow und des Kassenwarts Edward Żera. Vor 70 Jahren begann also der tatsächliche Prozess, durch den sich die Kardiologie von der Inneren Medizin unabhängig machte. Die neue Sektion wurde dann vier Jahre später, und zwar am 28. Februar 1954 zur Polnischen Gesellschaft für Kardiologie (PTK).
Mit der Ausstellung wird an all die Ereignisse erinnert und das doppelte Jubiläum gefeiert: 100 Jahre moderne Lehre im Bereich der Inneren Medizin und 70 Jahre Polnische Gesellschaft für Kardiologie.
Prof. Dr. Krzysztof J. Filipiak